"Das kann man doch besser machen!"

Yevheniy Besarab, staatlich anerkannter Ergotherapeut und neuer Projektleiter in der Tagesstätte für seelisch behinderte Erwachsene in Köthen

Eigentlich müsste die Überschrift lauten: „Ich kann das doch besser machen!“, denn aus den eigenen Erfahrungen heraus, hat sich Yevheniy Besarab einst entschlossen, selbst Ergotherapeut zu werden. Allerdings hat er das damals nicht ansatzweise geahnt, als er mit seiner Familie vor über 20 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland kam.

Yevheniy bekam als Kind eine Ergotherapie verordnet. „Das war kein Genuss! Das war eher eine Quälerei“, so sein Fazit heute. Aber diese Therapie hatte letztlich auch etwas Gutes, denn sie weckte sein Interesse sowohl für den sozial-medizinischen wie auch für den kreativen Bereich. Inzwischen ist er aus genau diesem Grund staatlich anerkannter Ergotherapeut und arbeitet seit anderthalb Jahren in der Tagesstätte für seelisch behinderte Erwachsene in Köthen als Elternzeitvertretung. Unmittelbar vorher hatte er dort nämlich sein Praktikum absolviert, am 1. Juni nun begann sein neues Tätigkeitsfeld als Alltagsbegleiter, Motivator, Helfer, Kreativer Handwerker usw.

Konkret geht es bei diesem Projekt, das in Köthen und Bernburg umgesetzt und zusätzlich mit den Pflegediensten vor Ort abgestimmt wird, um einen sanften Übergang vom persönlichen Budget der Leistungsempfänger*innen hin zum Ambulant Betreuten Wohnen. Mit dem persönlichen Budget bezahlen die Klient*innen selbstbestimmt und eigenverantwortlich ihre sog. Aufwendungen zur Deckung ihres persönlichen Hilfebedarfs. Herr Besarab wird sie zu Hause aufsuchen und gemeinsam mit ihnen schauen, wie der Alltag und psychosoziale Krisen bewältigt werden können. Denn psychisch Erkrankte haben oft den Anschluss zur Gesellschaft verloren. Manche kommen gar nicht mehr aus dem Haus, bleiben tagelang im Bett, starren die Decke an. Diese langsam „ins Leben zurückzuführen“, ihre Kontakte zu reaktivieren, die so wichtigen Arztbesuche zu ermöglichen oder schlicht, sie wieder unter Menschen zu bringen, das und noch mehr ist ab jetzt die Aufgabe von Yevheniy Besarab.

Um sechs Klient*innen kümmert sich der 24-jährige bereits. Doch es werden und müssen noch mehr werden, da ist er sich sicher. Deshalb steht er auch in engem Kontakt mit den Pflegedienstleiterinnen in Köthen und Bernburg, deren Mitarbeiter*innen ja viel in und um die beiden Städte unterwegs sind und Menschen mit besonderen Hilfebedarfen kennen bzw. erkennen. Die Dunkelziffer in diesem Bereich ist enorm hoch, aber auch Fachärzte spricht der junge Ergotherapeut natürlich an.

Das Projekt ist auf ein Jahr begrenzt. Was kann er in dieser Zeit tatsächlich erreichen, ist die abschließende Frage. „Ich muss da einfach Prioritäten setzen. Und realistische Ziele setzen, denn manches, da bin ich mir sehr sicher, wird länger dauern. Aber ich will ja auch erstmal einen Anfang setzen, Barrieren schrittweise abbauen und die Menschen in eine gewisse Selbstständigkeit zurückführen.“ Und Kathrin Bahn, Leiterin der Köthener Tagesstätte ergänzt: „Das Projekt ist ein Versuch, uns zukunftsfähiger zu machen! Wir müssen uns in dem Bereich einfach weiterentwickeln. Die ambulante Betreuung psychisch Kranker soll auf längere Sicht das 2. Standbein werden…“ Und sicher ist, so, wie sich Yevheniy Besarab vor einigen Jahren entschlossen hat, Ergotherapeut zu werden, um es selbst besser zu machen, wird er auch diese Aufgabe angehen!

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